Kein Votum für den Arrabbiata-Preis

Die peinliche Rückrufaktion des Henri-Nannen-Preises ist noch nicht vergessen, da sorgt schon die nächste Preisverleihung für einen Skandal - na gut, ein Skandälchen. Ausgerechnet der Gründer und langjährige Leiter der Henri Nannen Schule, Wolf Schneider, weigerte sich, sein Votum für die Vergabe des Arrabbiata-Preises abzugeben. Mit dem von zwei Absolventen der Henri-Nannen-Schule ins Leben gerufenen und drei Tellern Penne all'arrabbiata plus einer Crème Brulée dotierten Preis wurde am vergangenen Mittwoch der beste erste Satz des Jahres eines Journalistenschülers ausgezeichnet. Doch der Sprachpapst Schneider war "von keinem fasziniert". Szenische Einstiege seien bevorzugt vorausgewählt worden, kritisierte Schneider die ihm vorgelegte Shortlist der zehn besten ersten Sätze, und die halte er schon seit etwa 40 Jahren für überschätzt. Auch Andreas Wolfers, der jetzige Chef der renommierten Journalistenschule des Verlags Gruner + Jahr, weigerte sich, an der Abstimmung teilzunehmen, und sprach von einer "durchsichtigen Effekthascherei".

Keinen Spaß versteht auch der Quizshow-Moderator Günther Jauch, der den Solibro Verlag wegen der Verletzung von Persönlichkeitsrechten verklagt. In dem kleinen Münsteraner Verlag ist kürzlich das Werk des Werbetexters Peter Wiesmeier erschienen, der über seine Erfahrungen als Kandidat ein offenbar recht witziges Buch verfasst hat: "Ich war Günther Jauchs Punching-Ball. Ein Quizshow-Tourist packt aus". Auf dem Titel ist der sonst so nette Herr Jauch mit heruntergezogenen Mundwinkeln zu sehen. Ob das schon für eine Verurteilung Wiesmeiers reicht, hat das Landgericht Hamburg im Juli zu entscheiden.

Skeptisch beäugt wird auch die neue Content-Farm Wikio, ein Informationsportal, das Bloggern für Texte, die zwischen 200 und 400 Wörter lang sind, Honorare in Höhe von fünf bis fünfzehn Euro verspricht. Der Deutsche Journalisten-Verband rät von einer Zusammenarbeit ab, weil die Honorarsätze selbst in tariflosen Medien deutlich über denen von Wikio lägen und auch freie Journalisten ein angemessenes Entgeld erhalten sollten.

hsk

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